Berlin, 07.10.2025

DER AGRARHANDEL (DAH) warnt eindringlich vor den Folgen ineffizienter Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel. Anlässlich der heutigen Verbändeanhörung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) erklärte Geschäftsführer Martin Courbier: „Das stetig kleiner werdende Portfolio an zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmitteln gefährdet Ernten und mittelständisch geprägte Wertschöpfungsketten“. Dabei führen häufig nicht mangelnde Sicherheit, sondern bürokratische Hürden im Zulassungsverfahren dazu, dass Wirkstoffe wegfallen oder keine neuen auf den Markt gelangen.

„Wichtige und sichere Zulassungen dürfen nicht länger durch ein faktisches Vetorecht einzelner Behörden blockiert werden“, betonte Courbier. „Die Aufteilung der Verantwortung auf vier Bundesbehörden verursacht Verzögerungen und Rechtsunsicherheiten. Unsere Mitgliedsunternehmen und ihre Kunden, die Landwirte, brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, um ihrer Verantwortung für die Versorgungssicherheit gerecht werden zu können.“

Gerade zum Schutz des Saatgutes vor Krankheiten, die bereits im Korn angelegt sind oder über den Boden übertragen werden, sind Pflanzenschutzmittel appliziert durch Beizen ein sehr wichtiges Instrument. Doch steht der einzig verbliebene, gegen Flugbrand einsetzbare Wirkstoff Fludioxonil nun vor dem Aus. Etwa 80 Prozent des in der EU eingesetzten Getreidesaatguts wird mit entsprechenden Präparaten behandelt – sein Wegfall lässt hohe Ertragseinbußen befürchten.

Derzeit belasten rund 350 Widersprüche und Klagen gegen Pflanzenschutzmittel-Zulassungen sowie häufige Verfristungen oder widersprüchliche Auflagen die Branche. Das führt zu unkalkulierbaren Investitionsrisiken für die Hersteller, Unsicherheit in der Kundenberatung für die Agrarhändler und Wettbewerbsnachteilen der Landwirte in Europa. Courbier verweist auf den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP). Zurecht fordert dieser, dass für einen nachhaltigen Pflanzenschutz jeweils drei unterschiedliche Wirkmechanismen erforderlich sind, um Resistenzen zu verhindern. Hiervon sind Deutschland und die EU hinsichtlich der meisten Schaderreger weit entfernt. Ohne einen ausreichenden Baukasten an verschiedenen Bekämpfungsmethoden, wie es der integrierte Pflanzenschutz vorsieht, können auch zukünftige Herausforderungen etwa durch neue invasive Arten nicht bewältigt werden.

DER AGRARHANDEL unterstützt die Reformvorschläge der Bundesregierung zur Optimierung der behördlichen Zuständigkeiten ausdrücklich und fordert:

  1. Zentralisierung der Zulassungsverfahren unter dem Dach des BMLEH oder zumindest Gleichstellung der Bewertungsbehörden zur Schaffung effizienterer Verfahren und Rechtssicherheit.
  2. Beendigung der aufschiebenden Wirkung von Drittwidersprüchen, um Planungssicherheit für Handel und Landwirtschaft zu gewährleisten.
  3. Verbindliche Konsequenzen bei Verfristungen, um rechtmäßige Verfahren zu beschleunigen.

 

 

Über den AGRARHANDEL

DER AGRARHANDEL ist die Interessenvertretung des Agrarhandels in Deutschland. Seine Mitgliedsunternehmen beliefern die Landwirtschaft mit Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Futtermitteln. Sie erfassen bundesweit Agrarrohstoffe, wie Getreide und Ölsaaten, und vermarkten sie als Nahrungs- und Futtermittel im In- und Ausland. Auch zählen internationale Im- und Exporteure sowie Makler von Agrarerzeugnissen zu den Mitgliedern. DER AGRARHANDEL ging 2022 aus einer Verschmelzung des Bundesverbands Agrarhandel e.V. (BVA) und des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse e.V. (VdG) hervor. Er unterhält Geschäftsstellen in Hamburg und Berlin.

 

Pressekontakt

Martin Courbier
Geschäftsführer
Invalidenstraße 34, 10115 Berlin
Tel.: +49 30 2790741-0
info@der-agrarhandel.de
www.der-agrarhandel.de

 

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