Bürokratie droht Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden
Berlin/Hamburg, 28.05.2025
DER AGRARHANDEL und Grofor fordern substanzielle Vereinfachungen und Verschiebung der EUDR
Die Verbände DER AGRARHANDEL und Grofor appellieren angesichts der aktuellen Beratungen im EU-Agrarrat erneut an die Bundesregierung und die EU-Kommission, die Umsetzung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) grundlegend zu vereinfachen und den Anwendungsbeginn weiter zu verschieben. Die jüngsten Initiativen mehrerer EU-Mitgliedstaaten im Agri-Fish Council unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf.
„Die EUDR ist in ihrer jetzigen Ausgestaltung für die Praxis nicht umsetzbar. Ohne substanzielle Nachbesserungen drohen massive Störungen der Agrarhandelsströme, Versorgungsengpässe und ein erheblicher Wettbewerbsnachteil für europäische Unternehmen“, warnt Martin Courbier, Geschäftsführer des Verbandes DER AGRARHANDEL. „Wir fordern eine klare, praxisnahe und rechtssichere Auslegung der Legalitätsanforderungen, die Einführung einer Null-Risikoklassifizierung und die Anerkennung alternativer Nachweiswege wie Zertifizierungssysteme oder Selbstauskünfte. Die aktuellen bürokratischen Hürden sind insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen nicht zu stemmen.“
Stephanie Kröger, Geschäftsführerin von Grofor, ergänzt: „Deutschland muss sich in Brüssel für die Interessen der Wirtschaft stark machen und darf nicht immer der Musterknabe sein. Die EUDR darf nicht zu einem Bürokratiemonster werden, das den internationalen Handel lähmt und unsere Versorgungssicherheit gefährdet. Wir brauchen eine 1:1-Umsetzung des EU-Rechts und eine Verschiebung des Anwendungsbeginns, bis alle offenen Fragen geklärt sind. Sonst droht ein Fehlstart mit gravierenden Folgen für die gesamte Wertschöpfungskette.“
Breite Unterstützung für Vereinfachungen auf EU-Ebene
Im Agri-Fish Council haben Luxemburg, Österreich und zahlreiche weitere Mitgliedstaaten die Kommission aufgefordert, die EUDR in ihre Vereinfachungspläne aufzunehmen und die Anwendung weiter zu verschieben. Gefordert werden unter anderem:
- Die Einführung von Ländern oder Regionen mit vernachlässigbarem Entwaldungsrisiko, für die keine Geolokalisierungspflichten und keine Kontrollen erforderlich sind.
- Die Möglichkeit eines regulierten Kompensationsmechanismus (Aufforstung) außerhalb von Primär- und Schutzwäldern.
- Risikobasierte Kontrollen ohne Mindestquote.
- Eine drastische Reduktion der Melde- und Dokumentationspflichten, etwa auf eine einfache Flächenerklärung im Rahmen der GAP.
- Strengere Kontrollen bei Importen zur Minimierung von Betrugsrisiken.
Kritik an IT-System und fehlender Rechtssicherheit
Die Verbände kritisieren zudem die gravierenden technischen und organisatorischen Defizite im EUDR-Informationssystem (TRACES). „Die aktuellen technischen Hürden, wie die 25-MB-Grenze für Geodaten, die Limitierung auf 1.000 Produktionsstätten pro Meldung und fehlende Toleranzbereiche für Mengenabweichungen, machen eine rechtssichere und effiziente Umsetzung unmöglich“, so Courbier. „Wir brauchen ein stabiles, skalierbares System und praxistaugliche Meldeprozesse.“
Forderungen der Verbände im Überblick:
- Verschiebung des Anwendungsbeginns der EUDR, bis alle technischen und rechtlichen Fragen geklärt sind.
- Einführung von Risikoklassifizierungen und Entlastung für Lieferungen aus Ländern/Regionen mit geringem Entwaldungsrisiko.
- Anerkennung alternativer Nachweiswege und Zertifizierungssysteme.
- Reduktion der Melde- und Dokumentationspflichten auf das notwendige Maß.
- Anpassung und Stabilisierung des EUDR-Informationssystems.
- Schutz der Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit in Europa.
„Die Politik ist jetzt gefordert, um die Weichen für eine praktikable, rechtssichere und wettbewerbsfähige Umsetzung zu stellen“, so Stephanie Kröger abschließend. „Handel und Nachhaltigkeit dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“
DER AGRARHANDEL e.V. (DAH)
DER AGRARHANDEL ist die Interessenvertretung des Agrarhandels in Deutschland. Seine Mitgliedsunternehmen beliefern die Landwirtschaft mit Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Futtermitteln. Sie erfassen bundesweit Agrarrohstoffe, wie Getreide und Ölsaaten, und vermarkten sie als Nahrungs- und Futtermittel im In- und Ausland. Auch zählen internationale Im- und Exporteure sowie Makler von Agrarerzeugnissen zu den Mitgliedern. DER AGRARHANDEL ging 2022 aus einer Verschmelzung des Bundesverbands Agrarhandel e.V. (BVA) und des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse e.V. (VdG) hervor. Er unterhält Geschäftsstellen in Hamburg und Berlin.
Deutscher Verband des Großhandels mit Ölen, Fetten und Ölrohstoffen e.V. (Grofor)
Der Grofor wurde 1916 in Hamburg von 25 Unternehmern aus dem Handel mit Lebensmittelschmalz und -fetten, Tran, technischen Fetten für die Seifen- und Kerzenindustrie sowie pflanzlichen Ölen gegründet. Der Grofor vertritt bundesweit die mit Fetten, Ölen und Ölrohstoffen handelnden Agrarhandelsunternehmen. Mit ihrer Tätigkeit stehen diese Unternehmen für Fortschritt in der Branche, freien internationalen Handel und offenen Diskurs mit Drittländern.
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