Berlin/Hamburg, 07.05.2025

Die jüngsten Entwicklungen rund um die US-Zollpolitik lassen den internationalen Agrarhandel und die europäische Futtermittelwirtschaft weiter bangen – DER AGRARHANDEL e.V. stellt klar: Die transatlantischen Handelsbeziehungen sind unverzichtbar für die Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität der europäischen Land- und Ernährungswirtschaft, insbesondere bei proteinreichen Futtermitteln wie Soja und Mais.

Klare Signale der Deeskalation und Gesprächsbereitschaft

Beide Seiten, die USA und die Europäische Union, haben in den vergangenen Wochen ein deutliches Zeichen für Deeskalation und Dialogbereitschaft gesetzt. Die USA setzten ihre länderspezifischen Zusatzzölle für zahlreiche Handelspartner – darunter die EU – für 90 Tage aus, während die EU im Gegenzug ihre Gegenmaßnahmen ebenfalls bis zum 14. Juli 2025 auf Eis gelegt haben. Beide Seiten betonten, dass sie eine Verhandlungslösung anstreben und die Zeit nun für intensive Gespräche nutzen würden. Sollten die Verhandlungen nicht zufriedenstellend verlaufen, könnten die Zölle ab Mitte Juli wieder in Kraft treten.

Wichtiger Handelspartner

„Die EU steht vor einem Balance-Akt: Einerseits muss sie gegenüber den USA geschlossen und souverän auftreten, andererseits dürfen wir die wirtschaftliche Realität – auch im Agrarhandel und der Futtermittelwirtschaft – nicht aus dem Blick verlieren“, erklärt DAH-Geschäftsführer Martin Courbier dazu. Die EU exportierte 2023 Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse im Wert von 27,2 Milliarden Euro in die USA, während sie Waren im Wert von ca. 11,7 Milliarden Euro aus den USA importierte, so der Verband. Die EU hat als Reaktion auf die US-Zölle Gegenzölle auf US-Sojabohnen und Mais beschlossen. Diese Maßnahmen treffen die europäische Futtermittelwirtschaft empfindlich, da die EU weiterhin auf Importe angewiesen ist.

Preissteigerungen sind möglich

Bauchschmerzen bereiten dem AGRARHANDEL nicht nur wegfallende Import- oder Exportmöglichkeiten: „In Europa könnten steigende Preise für Futtermittel und Rohstoffe die Inflation zusätzlich anheizen, insbesondere wenn alternative Ursprünge fehlen oder Lieferketten gestört werden“, so Courbier. Zölle führen außerdem zu höheren Importpreisen, die in der Regel an Endkunden weitergegeben werden.

Position des Agrarhandels

DER AGRARHANDEL empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern in der EU und den USA zunächst, den Dialog zu intensivieren und eine weitere Eskalation des Handelskonflikts zu vermeiden. „Gegenseitige Strafzölle schaden beiden Seiten und schwächen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Agrar- und Ernährungswirtschaft“, appelliert Courbier. Mit Blick auf die Zukunft ist es laut DAH außerdem wichtig, Handelshemmnisse zu vermeiden, Handelsabkommen zu stärken und auf die Einhaltung und Stärkung multilateraler Handelsregeln zu setzen. Vermieden werden sollte nach Ansicht des DAH eine zu große Abhängigkeit von einzelnen Importländern, wie aktuell bei Soja und Mais aus den USA. Um diese Abhängigkeit insgesamt zu verringern, sollten gezielte Investitionen in die europäische Produktion von Eiweißpflanzen wie Soja und Mais gefördert werden.

Zum Hintergrund

Seit April 2025 erhebt die US-Regierung unter Präsident Trump Importzölle auf zahlreiche landwirtschaftliche Produkte, darunter auch auf Agrarimporte aus der EU. Die EU hat als Reaktion auf die US-Zölle Gegenzölle auf US-Sojabohnen und Mais in Höhe von 10 bis 25 Prozent beschlossen. Diese Maßnahmen treffen die europäische Futtermittelwirtschaft empfindlich, da die EU weiterhin auf Importe von proteinreichen Futtermitteln wie Sojabohnen und Mais angewiesen ist. Die USA sind nach Brasilien der zweitgrößte Sojalieferant der EU; zuletzt stammten über 50 Prozent der EU-Sojaimporte aus den USA.

 

DER AGRARHANDEL

DER AGRARHANDEL ist die Interessenvertretung des Agrarhandels in Deutschland. Seine Mitgliedsunternehmen beliefern die Landwirtschaft mit Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie Futtermitteln. Sie erfassen bundesweit Agrarrohstoffe, wie Getreide und Ölsaaten, und vermarkten sie als Nahrungs- und Futtermittel im In- und Ausland. Auch zählen internationale Im- und Exporteure sowie Makler von Agrarerzeugnissen zu den Mitgliedern. DER AGRARHANDEL ging 2022 aus einer Verschmelzung des Bundesverbands Agrarhandel e.V. (BVA) und des Vereins der Getreidehändler der Hamburger Börse e.V. (VdG) hervor. Er unterhält Geschäftsstellen in Hamburg und Berlin.

 

Pressekontakt

Martin Courbier
Geschäftsführer
Invalidenstraße 34, 10115 Berlin
Tel.: +49 30 2790741-0
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2025-05-07_PM_Zollpolitik